Ob es sinnvoll ist beim Abnehmen auf das Frühstück zu verzichten, ist ein sehr kontroverses Thema.
Die Anhänger von Intervallfasten würden sagen, dass es besser ist das Frühstück ausfallen zu lassen, weil sie sich dadurch eine höhere Fettverbrennung erhoffen und die Anhänger von IIFYM würden sagen, dass es egal ist, ob man frühstückt oder nicht, so lange man sich am Ende des Tages in einem Kaloriendefizit befindet.
Aus diesem Grunde haben wir uns mal etwas intensiver mit dem Thema auseinandergesetzt und geschaut, was die Wissenschaft dazu sagt. Dabei wurde schnell klar, dass sich die Frage, ob man frühstücken sollte oder nicht, gar nicht so einfach beantworten lässt und von verschiedenen Faktoren abhängt.
Zwar ist es tatsächlich so, dass die Auswirkungen auf die Fettverbrennung und den Muskelaufbau bei gesunden Menschen nahezu identisch sind, sofern die Kalorienzufuhr gleich hoch ist (Studie Harris et al. 2018), allerdings konnte in einigen Studien auch gezeigt werden, dass unser Frühstück einen großen Einfluss auf unser Sättigungsgefühl haben kann (Astbury et al. 2011, Davy et. al 2007, Farshchi et al. 2005).
So konnte beobachtet werden, dass insbesondere Frauen dazu neigen im Laufe des Tages mehr zu essen, wenn sie ihr Frühstück haben ausfallen lassen. Besonders groß war das Verlangen nach Essen bei Frauen, die es gewohnt waren morgens zu frühstücken und dann ihr Frühstück in der Studie ausfallen lassen mussten (Halsey et. al 2011).
Anders sieht es aus bei Frauen, die es gewohnt sind morgens zu fasten.
Hier konnte in einer Studie von Le Cheminant et. al (2017) beobachtet werden, dass Frauen, die normalerweise morgens nicht frühstücken stärkeren Appetit hatten und mehr Kalorien zu sich nahmen, wenn sie morgens frühstücken mussten.
Ob Du morgens frühstücken solltest oder nicht, ist also im Wesentlichen eine Frage Deiner Gewohnheiten.
Wenn Du morgens Hunger hast und es gewohnt bist zu frühstücken, dann tu dies.
Wenn Du hingegen morgens keinen Hunger hast, normalerweise nicht frühstückst und es Dir leicht fällt die Kontrolle über Dein Essverhalten zu behalten, dann brauchst Du nicht unbedingt zu frühstücken.
Beachte in dem Fall allerdings, dass Intervallfasten auch nicht die effektivste Methode zum Abnehmen ist.
Es führt zu keiner höheren Sättigung, kurbelt nicht Deinen Stoffwechsel an und erlaubt Dir auch keine genaue Kontrolle Deiner Kalorienzufuhr.
Wenn Du fastest, aber zu viele Kalorien zu Dir nimmst, dann wirst Du auch trotz des Fastens nicht abnehmen.
Zudem kann Intervallfasten auch für Personen mit höherem Übergewicht von Nachteil sein.
Zwar kann das Auslassen des Frühstücks dabei helfen die Kalorienzufuhr zu reduzieren ohne das Essen tracken zu müssen, allerdings ist mit höherem Übergewicht auch häufig eine Insulinresistenz und eine schlechtere Kohlenhydrattoleranz verbunden, was bei einem Verzicht auf Frühstück zu stärkeren Blutzuckerschwankungen führen könnte.
In einer Studie von Kahleova et al. (2014) konnte gezeigt werden, dass Frauen mit Diabetes Typ 2 einen höheren Gewichtsverlust verzeichnen können, wenn sie einen Großteil ihrer Kalorien morgens und mittags zu sich nahmen anstatt abends – selbst, wenn die Makros und Kalorienzufuhr in beiden Versuchsbedingungen identisch war. Eine aktuelle Metastudie von Young et al. (2022) kam zu dem Ergebnis, dass Menschen, die einen Großteil ihrer Kalorien früher (morgens und mittags) zu sich nahmen in einem Zeitraum von 16 Wochen durchschnittlich 1,23 kg mehr abnahmen (was möglicherweise auch daran lag, dass sie ihre Diät besser durchhalten konnten).
Anders als viele denken fördert Fasten auch nicht direkt die Gesundheit.
Zwar gibt es einige Studien, die gezeigt haben, dass sich durch Fasten verschiedene Gesundheitsmarker verbessern lassen, allerdings sind diese Effekte nicht auf das Fasten an sich, sondern auf eine Reduzierung der Kalorienzufuhr und damit des Körperfettanteils zurückzuführen. Verschiedene neue Studien (siehe z.B. Liu et al. (2022), Thomas et al. (2022), Wei et al. (2022) oder Vitale und Kim (2020)) konnten zeigen, dass bei gleicher Kalorienzufuhr die untersuchten Fastendiäten zu keinem höheren Fettverlust führten. Auch die Blutzuckerwerte bei stark übergewichtigen Teilnehmern und Menschen mit Diabetes Typ 2 haben sich durch das Fasten nicht signifikant stärker verbessert.
Fazit:
Wenn Du es nicht gewohnt bist zu fasten, dann hat es keine Vorteile das Frühstück ausfallen zu lassen oder zu fasten.
Wenn Du dennoch mal nicht frühstücken kannst, dann ist dies aber auch kein Weltuntergang. Du solltest dann aber aufpassen, dass Du die eingesparten Kalorien später nicht wieder kompensierst indem Du umso mehr isst oder Dich weniger bewegst.
Insbesondere, wenn Du irgendwo zum Essen eingeladen bist und Du Dich dort nicht einschränken willst, kann es sinnvoll sein auf das Frühstück zu verzichten.
Wenn Du an dem Metabolischen Syndrom oder einer Essstörung leidest, zu einem impulsiven Essverhalten neigst oder Dir im Alltag die Energie fehlt, wenn Du lange Zeit nichts isst, dann würden wir abraten zu fasten.
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